HUS-Schüler schlafen eine Nacht drüber

26.09.202412:00

Der Löwe schläft täglich 22 Stunden und der Delphin unter Wasser mit einer Hirnhälfte. Spätestens nach diesem Einstieg konnte sich Herr Werner Cassel vom Schlafmedizinischen Zentrum des Klinikum Marburg der Aufmerksamkeit der Humboldtschülerschaft gewiss sein. In seinem Vortrag lernten die Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase die Bedeutsamkeit des Schlafens für ein erfolgreiches Lernen. Mit wissenschaftlichen Statistiken aus dem Schlaflabor und Erklärungen zu biologischen Prozessen lernten die HUS-Lernennden, dass sie direkten Einfluss auf ihre Lerneffizienz nehmen können: Melatonin- und Orexinausschüttung verändern sich mit Licht und Dunkelheit. Die Eltern werden sich wundern, wenn in Zukunft beim Zähneputzen der Badezimmerspiegel dunkel bleibt und der lange Mittagsschlaf zur kurzen Mittagsruhe verändert wird. Tiefschlafphasen fördern das Behalten von gelernten Vokabeln, die REM-Traumschlafphase am Ende der Nacht das Speichern von komplexen Zusammenhängen in Mathe und die Schlafspindeln vom Mittagsschlaf sind Vergessenshemmer. In seinem wissenschaftlichen Vortrag zeigte der Diplompsychologe aber auch tiefes Mitgefühl mit den Jugendlichen: die Schule beginne für die Schüler aus biologischer Sicht viel zu früh, denn Jugendliche sind chronobiologische Nachtigall-Typen. Zu diesem Mitgefühl gab er dann aber auch sofort tröstliche Tipps: z.B. sich in den Pausen auf dem Schulhof dem natürlichen Licht mit höheren LUX-Werten als das erlebte Licht im Klassenraum auszusetzen. 

Entstanden ist die Vortragreihe aufgrund einer Umfrage in der Oberstufe im vergangenen Schuljahr. Oberstudienrätin Katrin Schürger, die die Methodenwoche an der HUS entwickelt und betreut, hatte die Schülerinnen und Schüler mit 50 persönlichen Fragen aus der Reserve gelockt und den Bedarf der Jugendlichen ermittelt. Die Oberstufenleiterin der Humboldtschule, Frau Sandra Muniz Fernandez schildert die Ergebnisse: „Schülerinnen und Schüler empfinden gerade die Anforderungen in der Oberstufe und kurz vor dem Abitur als besonders stressig. Unser Ziel ist es, zu Beginn der Oberstufe eine Woche anzubieten, die ihre Resilienz steigert, sie für Selbstachtsamkeit sensibilisiert und Selbstwirksamkeit in den Fokus rückt, damit sie den schulischen Belastungen besser gewachsen sind.“

Im zweiten Expertenvortrag vermittelte Frau Hüttner von Extrazwei Kenntnisse zur digitalen Stressminderung. Von den vielen wertvollen Strategien für eine selbstbestimmte Mediennutzung, wurden einige sofort in der Aula praktisch ausprobiert. Für das nächste Schuljahr sind weitere Vorträge und Workshops zu den Ergebnissen der Umfrage geplant. Auch wenn die Suche nach hochrangigen Referenten mühselig ist, die Schülerinnen und Schüler wissen diese Unterstützung wertzuschätzen.